Feldnotizen: Woche 2 – Jagd

Man schickte mich mit Gabriel und Anton auf die Jagd — zwei Typen, die ich kaum kenne. Aber Vertrauen ist hier ein Luxus. Wir können es uns nicht leisten, es langsam aufzubauen. Also schlugen wir unser Lager bei den ersten Sonnenstrahlen auf und zogen nach Norden, um Wildschweine zu suchen. Sie sind leicht zu verfolgen, laut und zerstörerisch, und sie bewegen sich in Gruppen.
Gegen Mittag fanden wir sie. Eine kleine Gruppe wühlte in der Nähe der Galeries Lafayette, ihre Hauer kratzten über den rissigen Stein. Ihre Haut glänzte seltsam, und auf einigen Rücken wuchs Moos.
Hier verändert sich alles. Sogar die Tiere.
Gabriel meldete sich freiwillig zum Schuss. Er duckte sich und bewegte sich lautlos durch das hohe Gras. Anton und ich blieben zurück, hielten Wache. Der Wald schien für einen Moment ruhig — keine knackenden Zweige, kein fernes Heulen. Nur das Rascheln des Windes im Gras.
Dann feuerte Gabriel.
Die Wildschweine verstreuten sich quiekend, aber etwas anderes geschah. Das Gras, in dem er kauerte… bewegte sich. Nicht vom Wind, sondern mit Absicht. Es versteifte sich zu tausend kleinen Klingen.

Gabriel hatte nicht einmal Zeit zu schreien.
Als es vorbei war, entspannte sich das Gras… denke ich, das ist das richtige Wort. Es wiegte sich sanft, als wäre nichts geschehen. Gabriel war verschwunden, zerrissen, sein Blut sickerte in die Erde.
Ich hatte den Wald noch nie so gesehen.
Wir standen dort, was sich wie Stunden anfühlte, starrten auf die Stelle, an der Gabriel gewesen war. Schließlich riss sich Anton zusammen, murmelte etwas davon, die Arbeit zu beenden. Wir banden das Wildschwein, das Gabriel geschossen hatte, fest und begannen, es zurück zum Lager zu schleppen.
Der Wald tötet nicht nur. Er straft.
Wir haben unser Wildschwein. Aber wir haben einen Mann verloren.